Kalkschulter

Unter Kalkschulter, oder auch Tendinosis calcarea, versteht man die Ablagerung von Kalk in den Schultersehnen. Im Anfangsstadium ist diese Krankheit in der Regel schmerz - und symptomfrei.

Schmerzen bei bestimmten Bewegungsabläufen kommen oft erst in fortgeschrittenem Stadium zum Erscheinen. Diese Kalkablagerungen können sich an allen Sehnen der Schulter befinden, treten aber zumeist in der Sehne des Supraspinatus Muskel auf.

Es gibt bis heute noch keine eindeutige (schulmedizinische) Erklärung, was diese Kalkschulter verursacht. Auch extensive Studien mit großen Personengruppen haben über den Ursprung dieser Krankheit nur wenig Aufschluss geben können. Menschen aller Altersgruppen sind betroffen, Männer sowohl als auch Frauen und auch die Lebensgewohnheiten scheinen keine Erklärung zu bieten.

Die Kalkschulter ist sowohl bei sportlich aktiven Menschen zu finden, als auch bei solchen, die keinen Sport treiben. Es wird jedoch vermutet, dass eine starke mechanische Belastung der Sehne das Risiko erhöhen kann.

Verschiedene Symptome sind charakteristisch für die Kalkschulter

Die Bewegungsfähigkeit des betroffenen Arms ist gemindert. Man kann beispielsweise den Arm nicht mehr frei nach oben führen. Viele Patienten verspüren Schmerz beim Verrichten täglicher Vorgänge, wie Haare kämmen oder Zähneputzen. Die Aufwärstbewegung des Arms ist schmerzhaft und nur noch eingeschränkt möglich.

Das gleiche gilt für Bewegungen des Arms nach hinten. Weibliche Patienten klagen beispielsweise darüber, dass sie den BH Verschluss nicht mehr lösen können.
Anziehen kann oft zu einem schmerzhaften Problem werden, wenn ein T Shirt oder Pullover über den Kopf gezogen werden soll.

Wenn der Kalkablagerungsprozess an der Sehne beginnt, merkt der Patient zunächst noch gar nichts. Später stellen sich leichte Schmerzen ein, die über die Zeit zunehmen und in Extremfällen, die nicht behandelt werden, unerträglich werden können. Plötzliche, stechende Schmerzen in der Schulter, sowie Schmerzen, wenn man auf der betroffenen Stelle liegt, sind oft ein untrügliches Zeichen für Kalkschulter.

Wer anhaltende Schmerzen in Arm und Schulter verspürt, sollte einen Therapeuten aufsuchen. Natürlich muss nicht jeder Schmerz in diesem Bereich bedeuten, dass man es mit Kalkschulter zu tun hat. Im Bereich der Sehnen, Muskeln, Knochen und Gelenke gibt es eine Anzahl von schmerzhaften Erkrankungen, die von Laien nicht leicht unterschieden werden können.

Die schulmedizinischen Option: Wenn die Dinge erst mal ihren Gang nehmen…

Der Arzt hat verschiedene Diagnosemöglichkeiten, um die Krankheit festzustellen. In der Regel wird er schon nach dem Gespräch mit dem Patienten wissen, ob Verdacht auf Kalkschulter vorliegt. Ein Röntgenbild schafft dann Gewissheit. Geröngt wird sowieso gerne. Die Aufnahme lässt vorhandene Kalkablagerungen erkennen. In den meisten Fällen wird der Arzt dann zusätzlich noch eine Ultraschalluntersuchung vornehmen. Ultraschall ist ein diagnostisches Element, das wertvolle Hinweise über die genaue Lage der Kalkablagerungen geben kann. Auch anhand einer Tomographie ist es möglich, die Kalkablagerungen zu erkennen und ihre genaue Lage zu bestimmen.

Was aber hat man dann gewonnen? Ich sehe zum Beispiel „diagnostizierte“ Kalkschultern (Röntgenbild etc. alles da), die nach einer Myofsazialpunktpressur beschwerdefrei sind. Wenn das der Fall ist, dann sind die Ablagerungen eigentlich unerheblich – fürs Erste jedenfalls…

Ist beim Schulmediziner die Kalkschulter aber erst einmal „diagnostiziert“, nehmen die Dinge meistens ihren Lauf. „Spezialisten“ stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

Eine beliebte Methode ist heute die extrakorporale Stosswellentherapie – die ich als durchaus hilfreich betrachte. Dieses Verfahren, das ursprünglich zum Zertrümmern von Nierensteinen eingesetzt wurde, wird heute in der orthopädischen Medizin häufig eingesetzt.

Die Kalkablagerungen an der Schultersehne werden allerdings nicht zertrümmert, sondern durch heilungs - und durchblutungsfürdernde Stoffe, die von den Impulsen freigesetzt werden, aufgelöst. Die Kalkablagerung wird mittels Ultraschall genau geortet und der Kopf des Gerätes wird exakt auf die betroffene Stelle eingerichtet. Die Behandlung ist, außer bei einigen besonderen medizinischen Konditionen, so gut wie risikofrei. Die Behandlung ist ambulant und bei einer Kalkschulter sollte mit vier bis fünf Behandlungen im Abstand von jeweils einer Woche gerechnet werden. Der Heilungserfolg dieser Methode liegt bei etwa 70 Prozent und ist als sehr hoch einzuschätzen. Der einzige Nachteil der Stosswellentherapie ist die Tatsache, dass die Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung nicht übernommen werden.

Häufiger ist aber die „Spritzentherapie“: Hierbei werden die Spritzen, die in der Regel aus Kortison in Kombination mit örtlichen Betäubungsmitteln besteht. Diese Spritzen können besonders in Episoden von akutem Schmerz kurzfristig äußerst wirksam sein. Man muss bei dieser Therapie aber verstehen, dass lediglich die Symptome behandelt werden, eine Heilung der Erkrankung erfolgt nicht. Zudem kann Kortison, auf Dauer angewendet, gefährliche Nebenwirkungen haben und es gilt abzuwägen, wie lange diese Art von Behandlung sinnvoll durchgeführt werden kann.

Das sogenannte Needling ist ein Verfahren, bei dem unter örtlicher Betäubung und mit Röntgenkontrolle das Kalkdepot mit einer Nadel geöffnet wird. Dies wird oft auch mit einer Spülung verbunden, um den angesetzten Kalk gewissermaßen auszuspülen. Dieses Verfahren kann allerdings für den Patienten recht unangenehm sein. Der Vorteil ist allerdings, dass Kalkdepots beseitigt werden können.

Alternative Anwendungen wie Akupunktur oder Akupressur können erheblich zur Schmerzlinderung beitragen, und sind den Kortisonspritzen vorzuziehen.

Auch Physiotherapie hat sich bei der Schmerzbekämpfung in Kalkschultererkrangungen als erfolgreich erwiesen.

Und dann natürlich noch die Operationen:

Sollten alle anderen Therapieversuche erfolglos bleiben, kann man sich zu einer Operation entschließen, bei der die Kalkdepots entfernt werden. Dies kann entweder endoskopisch oder offen operativ vorgenommen werden. Obwohl die für diesen Eingriff notwendige Vollnarkose einen Nachteil darstellt, wird bei der arthroskopischen Kalkdepotentfernung jedoch die Kalkablagerung definitiv und nachhaltig entfernt, was eine sofortige und dauerhafte Beschwerdefreiheit gewährleistet.

Bei starken Schmerzen und wenn andere Therapieversuche erfolglos geblieben sind, kann eine Operation auf jeden Fall befürwortet werden. Auch bei großen Kalkdepots mit einem Durchmesser von über einem Zentimeter, oder bei einer brüchigen oder angerissenen Sehne, ist die Operation unvermeidlich, wenn (meiner Meinung nach) effektive Schmerztherapien versagt haben.

Wenn die Kalkdepots in der Schulter beseitigt werden können, ist es sehr selten, dass sich neue Ablagerungen bilden. Dabei ist es gleichgültig, mit welcher Methode die Depots entfernt wurden. In einigen Fällen lösen sich die Kalkablagerungen auch ohne Behandlung wieder auf. Nicht jede Kalkschulter muss behandelt werden. Die Resorption des Kalkdepots tritt jedoch nicht in allen Fällen auf. Außerdem ist es schwer vorherzusagen, in welchem Zeitraum dieser Selbstheilungsprozess eintreten kann.

Wenn man allerdings zu lange wartet, bevor man die Kalkdepots entfernt, können zusätzliche Komplikationen auftreten. Wenn die Kalkdepots über lange Zeit bestehen und sich verhärten, kann das zu dauerhafter Schwächung der Sehne führen. Schließlich kann eine Schädigung der Rotatorenmanschette eintreten. Unter Rotatorenmanschette versteht man das Muskel- und Sehnensystem, das für die Beweglichkeit und Stabilität der Schulter verantwortlich ist. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer Schulterarthrose führen. Um diese Schäden zu vermeiden, ist es empfehlenswert, sich frühzeitig einer Therapie zu unterziehen, wobei zu beachten ist, das nur eine Therapie, deren Ziel es ist, die Kalkdepots zu entfernen, in diesem Sinne wirksam ist.