Analfissur

Der Darmausgang (Anus) ist mit einer widerstandsfähigen, elastischen Schleimhaut (Anoderm) ausgekleidet. Bei manchen Menschen kommt es dennoch zu - meist vertikalen - Rissen in der Schleimhaut (Analfissurn). Durch den bakteriell belasteten Stuhl kommt es in diesen Rissen zu Entzündungen.

Die Ursache für Analfissuren ist in der Medizin noch nicht vollständig aufgeklärt. Sie kommen bei Menschen mit Darmerkrankungen (zum Beispiel Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa) vor, aber auch bei Menschen ohne diese Vorerkrankungen. Es wurde festgestellt, dass Analfissuren häufiger auftreten, wenn die Betroffenen schon vorher unter häufigen Verstopfungen (Obstipation) litten und bis zum Auftreten der Fissuren leiden.

Diese Menschen haben sich bedingt durch die Verstopfungen angewöhnt, zur Stuhlentleerung immer größeren Druck auf den Anus auszuüben. In anderen Fällen, bei denen weder eine der oben genannten Vorerkrankungen oder das Auftreten von Verstopfungen als Grund angenommen werden kann, wird unter Fachleuten auch eine genetische Veranlagung zur Bildung von Analfissuren diskutiert. Ein weiterer, bestätigter Risikofaktor sind aber Hämorrhoiden.

Hämorrhoiden entstehen bei einem bereits vorgeschädigten Anoderm (Schleimhaut). Auch Infektionen - beispielsweise eine Kryptitis-Entzündung im Bereich des Enddarms - verminderte Durchblutung der Analschleimhaut oder Verkrampfungen der Schließmuskulatur des Afters können die Bildung von Analfissuren fördern.

Als Kryptitis wird in der Fachliteratur eine Entzündung im Bereich des Enddarms bezeichnet. Um dies zu verstehen, muss man das Aussehen der Grenze von äußerer Haut und Übergangsepithel des Analkanals zur Schleimhaut des Mastdarms kennen. Diese ähnelt einer gezackten Linie (Linea dentata). Die Spitzen werden Analpapillen genannt, die Einbuchtungen zwischen den Zacken Krypten. In den Tiefen der Krypten münden die Ausführungsgänge von Analdrüsen. Wird nun der Ausführungsgang einer solchen Drüse verstopft, kommt es zur Kryptitis.

Analfissuren können Menschen jeden Alters betreffen. Besonders häufig treten sie zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Es gibt zwei Formen von Analfissuren: Akut auftretende und chronische.

Akut auftretenden Analfissuren heilen meist nach wenigen Tagen durch eine Ernährungsumstellung und ggf. eine schmerzbetäubende und muskelentspannende Medikation wieder ab.

Bei einem chronischen Verlauf der Krankheit sehen die Heilungschancen anders aus. Hier heilen die Fissuren gar nicht oder nur sehr zögerlich und unter Narbenbildung ab. Bei der chronischen Verlaufsform kann sich eine verdickte Hautfalte am After ausbilden, die als Vorpostenfalte oder Mariske bezeichnet wird. Auch können bei einem chronischen Verlauf Fibrome (Polypen) oder narbig Afterränder entstehen. Solche narbigen Afterränder führen zu einer verminderten Elastizität der Analschleimhaut und begünstigen die Entstehung neuer Fissuren. Solche Veränderungen können zur Ausbildung von Analfisteln führen. Diese abszessähnlichen Eitergänge ebenso wie die Fibrome und die Marisken können in den meisten Fällen nur operativ therapiert werden.

Akute Analfissuren werden am besten mit einer Regulierung des Stuhlgangs behandelt: Daher sollte man viel trinken und sich ballaststoffreich ernähren. Lokal betäubende Salben helfen gegen die Schmerzen, spezielle Salben aus der Gruppe der Nitropräparate und Calciumantagonisten enthalten muskelentspannende und durchblutungsfördernde Substanzen.

Diese Mittel werden zum Teil vom Arzt unter die Analfissur gespritzt. Bei Narbenbildung kann auch ein Analdehner helfen. Auch der Einsatz von Botulinumtoxin (Botox), aus der kosmetischen Behandlung als "Faltenglätter" bekannt, kann hilfreich sein. Es wird in die Analregion injiziert. Diese Behandlung kann aber zu vorübergehender Stuhlinkontinenz führen und ist sehr teuer.
Wird eine chronische Analfissur operativ behandelt, trägt der behandelnde Arzt die Anodermveränderungen so flach wie möglich ab (Fissurektomie).

Die Syptome von Analfissuren sind Schmerzen oder ein Brennen und Jucken bei Stuhlabgang und Abgang von Blutbeimengungen. Diese Blutbeimengungen fallen meist beim Stuhlgang auf. Hier finden sich dann hellrote Blutspuren auf dem Toilettenpapier - ähnlich wie bei Hämorrhoiden.

Die genannten Symptome treten aber auch bei anderen schwerwiegenderen Enddarmerkrankungen auf, so dass hier eine medizinische Abklärung dringend erforderlich ist.

Zur Vorbeugung bei praedestinierten Patienten (Obstipationspatienten) sind grundsätzlich eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung und sportliche Aktivitäten sehr hilfreich. Auf die Einnahme von Abführmitteln sollte gänzlich verzichtet werden. Sie stören - vor allem bei regelmäßiger Anwendung - die natürliche Peristaltik (Bewegung des Darms) und können durch den entstehenden Flüssigkeitsentzug (durchfallähnlicher Stuhl) dem Körper zusätzlich wichtige Mineralstoffe entziehen.

Ballaststoffreiche Ernährung dagegen regen die natürliche Peristaltik an, ebenso wie die oben angesprochene sportliche Betätigung. Die gesunden Inhaltsstoffe einer ballaststoffreichen Ernährung stecken hauptsächlich in Obst, Gemüse, Salat und Vollkornprodukten, die man in größeren Mengen zu sich nehmen sollte. Ein weiterer wichtiger Faktor zur Anregung einer natürlichen Peristaltik ist die Zufuhr von genügend Flüssigkeit. Die meisten Menschen trinken am Tag zu wenig. Besonders Patienten, die zu Obstipation neigen, sollten mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag in Form von Wasser, verdünnten Saftschorlen oder ungesüßtem Tee zu sich nehmen.

Zusammenfassung

Analfissuren sind meist vertikal verlaufende Risse in der Analschleimhaut. Treten sie akut auf und werden sie zeitnah zu ihrer Entstehung behandelt, heilen sie meist problemlos aus. Auslöser dieser Form der Analfissuren ist medizinischen Erkenntnissen zufolge eine falsche, ballaststoffarme Ernährung, zu wenig Flüssigkeitszufuhr und zu wenig Bewegung. Meist gehen einer solchen Analfissur Verstopfungen voraus.

Die Ursachen lassen sich leicht durch eine Ernährungsumstellung (viel trinken und ballaststoffreiche Nahrung) und vermehrte sportliche Aktivität (zum Beispiel Rad fahren, Walken, gezielte Übungen im Fitnesscenter) beheben. Bestimmte durchblutungsfördernde und muskelentspannende Medikamente (in Salben- oder Zäpfchenform oder als Injektion) fördern zusätzlich den Heilungsprozess.

Bei dem chronischen Verlauf der Erkrankung treten neben der Neubildung von Fissuren auch Vernarbungen der Analschleimhaut und der Afterregion auf oder es können sich Fisteln bilden. Dies sind tiefliegende Gänge in das umliegende Gewebe, reinfiziert durch den bakterienhaltigen Stuhl. Dadurch bildet sich Eiter. Bei einem solch chronischen Verlauf der Erkrankung hilft meist nur eine operative Therapie.
 
Treten bei einem Menschen Symptome wie ein schmerzender Stuhlgang mit Blutbeimengungen oder spontan auftretende Schmerzen im Analbereich auf, könnte dies ein Hinweis auf eine Analfissur sein. Eine medizinische Abklärung ist in allen Fällen dringend erforderlich.

Je frühzeitiger eine Behandlung beginnt und je konsequenter die diätischen Maßnahmen eingehalten werden, umso größer sind die Chancen für eine schnelle und dauerhafte Heilung der Erkrankung.